Dienstag, 3. Mai 2011

Übung macht die Meisterin

Ein Kommentar von Catherine zu meinem  "Vertrauens-Post"brachte mich sehr zum Nachdenken: 


"(es ist) auch ein bisschen eigenes Sehumgewöhnen weil die Selbstgemachten Sachen ja wirklich anders aussehen und sich oft auch anders anfühlen"


So banal, wie das sich erstmal liest, ist doch eine aufregende Erkenntnis dahinter, über die ich noch gar nicht nachgedacht hatte. Natürlich! 


Ich nähe, damit ich andere Dinge tragen kann, als die, die mir von den spärlichen Angeboten des Marktes in meiner Kleidergröße zugeteilt werden. Ich möchte mich neu erfinden und träume und träume. Ich träume mir eine neue Hülle für mein Selbst und behelfe mich notdürftig mit dem, was mir zur Verfügung steht: Schnitte, die auch nicht automatisch passen, Stoffe, die auch nur in begrenzter Auswahl zur Verfügung sehen und bei denen ich auch noch lernen muß, wie welche Qualität fällt, bleibt und zu welchem Schnittmuster macht. Und dann gibt es noch meine Fertigkeiten, die natürlich noch in den Kinderschuhen stecken, da ich erst ein Jahr richtig beim Nähen dabei bin. (Ganz zu schweigen von der Zeit, die fehlt, um die Träume so schnell wie geträumt zu verwirklichen und dem Frust, wenn es nicht schnell genug geht.)

Ich nehme also das Material, meine Fertigkeiten und meine Träume und erschaffe eine neue Hülle. Und dann bin ich erstaunt, wenn es sich komisch anfühlt. Eigentlich bescheuert! Es ist ANDERS. Erstmal ist es anders. Vielleicht nicht so perfekt, wie mein Traum, aber es ist erstmal anders und anders fühlt sich eben manchmal komisch an. 

Erst dachte ich, ich brauche eine neue Hülle für mein neues Selbst und jetzt merke ich, dass auch mein Selbst manchmal erst noch in die neuen Hüllen hereinwachsen muß!

Und während ich wachse, trainiere ich mit jedem Kleidungsstück mehr meine Fertigkeiten und mein Stilbewußtsein. So nähere ich mich Schritt für Schritt mir selber an. 

Danke, dass ihr mich auf dem Weg begleitet! Mich bewegen Eure Kommentare sehr. Es freut mich, dass mein Nachdenken über mein Tun, bei Euch auf fruchtbaren Boden fällt und mir mir weitere Anstöße zum Nachdenken gibt. Danke. Und ich bedanke mich auch für die Hoffnung, die ihr mir macht, dass die Fertigkeiten schon wachsen werden. Bestimmt! Ich bin ja nicht alleine!

2 Kommentare:

  1. Weißt du, ich lese deinen Blog deshalb so gerne, weil ich die Reflexionen von dir richtig gut finde und weil ich mich darin total wiederfinde - so hab ich auch angefangen, staunend, suchend, begeistert.
    Und so ist es geblieben!
    Liebe Grüße!

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  2. Das hast Du sehr schön geschrieben. Auch mir geht es so das ich erst seitdem ich nähe mehr auf den Sitz und das Zusammenpassen von Farben, Schnitten und Stoffen achte als bei früher bei "nur" gekauften Sachen. Mir ging es auch so das ich oft Kompromisse machen mußte weil ich für viele Kaufteile einfach zu lang geraten bin, dann sitzt die Taille nicht wo sie hingehört usw.
    Einen richtigen Stil - meinen Stil habe ich auch erst ganz langsam mit den wachsenden Nähkünsten gefunden und er entwickelt sich immer weiter. Wie schön ist es doch, auszusehen wie man möchte ohne sich von der Mode diktieren lassen zu müssen!
    Auf das Beobachten Deiner Neuerfindung und Deiner wachsenden Nähkünste freue ich mich.
    Karina

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