Freitag, 17. September 2010

Entstehungsgeschichten

Wie entsteht eigentlich ein neues Liebchen?
Vom Himmel fällt es nicht und ein wirkliches Bedürfnis steckt auch nicht dahinter. Jedenfalls kein drängendes Bedürfnis. Es ist eher ein schwelender Wunsch, der geweckt oder verstärkt wird durch das, was ich irgendwo sehe. Ja, und ich bin ein Herdentier. Wenn ich zum wiederholten Male irgendwo ein "Längsgeteilt" sehe, dann surfe ich zum wiederholten Male auf die Farbenmixseite und überlege, ob ich das E-Book kaufe. Oder wenn ich eine Stoff- oder Farbkombination sehe, die mir gefällt, dann setzt sie sich in meinem Gehirn fest.

Letztens habe ich sogar von Sternchennicky geträumt, nachdem ich mehrmals darüber gelesen hatte. Als ich dann noch las, wo ich ihn bekomme kann (bei Glücksmarie in Winterhude), mußte ich sofort losfahren und kaufen, kaufen, kaufen. Wenn ich soweit bin, ist das Liebchen eigentlich im Kopf schon fertig und muß nur noch zusammen genäht werden.

Oder ich lese von einem neuen oder angesagtem Schnittmuster wie zum Beispiel "Langeneß" und kaufe ganz herrlichen Stoff dafür. Viel zu schade, um ihn gleich anzuschneiden, denn weiß ich, ob mir der Schnitt steht und passt? Also muß ich, nach wochenlangem Herumschleichen um den Schnitt, erstmal ein Probestöffchen finden. Das war nicht schwer. Der Jeans fiel mir im Sommerschlußverkauf reduziert schnell in die Hände. Aber ein Schnittmuster und ein Stöffchen reichen noch nicht für ein Liebchen. Wochenlang überlegte ich, was ich machen könnte. Orangene Steppnähte, weil ich die Sneakers mit den orangenen Streifen so gerne hätte? Oder finde ich die Komplementärkombination aus orange und blau ätzend? Stundenlanges Surfen in der Farbenmix-Galerie brachte mich auch nicht weiter. Dann setze ich mich irgendwann an die Maschine und lasse es einfach entstehen. Ich nahm roten Faden zum Versäumen, weil noch eine große Spule roter Faden herum lag. Das sah gut aus, wieso also nicht die Steppnähte in rot machen. Wieso müssen Steppnähte eigentlich gerade sein? Mein neues Maschinchen hat doch so viele Zierstiche. So wurden es Blätter. Normalerweise fasse ich sehr gerne mit Schrägband ein, aber da ich eigentlich rot gar nicht gerne mag, hatte ich kein rotes Band zur Hand. Dafür aber den irgendwie scheußlichen Stoff, mit den Poesiealbumsbildchen, den ich im Internet verbestellt hatte.... Und schon ist es ein Liebchen.

Und dann gibt es noch das Probenähen. Dass ich Svea nähen wollte, war schnell klar, denn ich liebe diese Nähte, die für Frauen, mit mehr, wie geschaffen sind. Also kaufte ich ein herrliches Stöffchen. Der wunderbare Stoff war natürlich viel zu schade, also erstmal ein Probeteil mit Stoff aus dem schwedischen Möbelhaus. Ganz reizende Vögelchen. Die Probetunika wurde viel getragen. Dann eine zweite Tunika aus dem gleichen Stoff mit dem Vorhaben, zu lernen, wie man den Schnitt anpasst, dass er auf Anhieb richtig passt. Gelernt habe ich das nicht, aber dafür noch eine Tunika, leicht abgewandelt, dieses Mal mit größerem Ausschnitt und mit Schrägband eingefasst. Die dritte Svea dann mit Jersey. Prima, diese passte auf Anhieb, war aber für den warmen Sommer zu warm. Das feine Stöffchen hebe ich dann für den nächsten Frühling auf.

Ich hätte niemals gedacht, dass ich von Liebchen, von Stoffen, von Farb- und Stoffkombinationen träumen würde!

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